Alle Beiträge von barbaraschaefer

Barbara Schaefer lives in Berlin and travels the world.

Nie die Sinnfrage stellen

Bildschirmfoto 2014-01-07 um 13.38.07Wer beim Bergsteigen die Frage nach dem Warum stelle, habe schon verloren. So schreibt der Bergsteiger und Journalist Walther Lücker in seinem dicken Everest-Buch, das zum 60. Jahrestag der Erstersteigung erschienen ist. Aber das gilt ja auch für Marathonläufe, Schachpartien und Skifahren. Nicht alles, was der Mensch so macht, ist sinnvoll. Bei Lichte besehen, sogar eher wenig. Lücker hat die bislang umfassendste Everest-Dokumentation auf Deutsch in Buchform gebracht. Gründlich recherchiert schildert er große Erfolge und große Katastrophen Nie die Sinnfrage stellen weiterlesen

Landlust realistisch

Bildschirmfoto 2014-01-04 um 14.27.56Falls die Millionen Leserinnen und Leser von Landlust- und Landliebe-Zeitschriften geglaubt haben sollten, da draußen auf den Höfen und da oben auf den Almen sei das Leben idyllisch, sollten sie einmal dieses Buch zur Hand nehmen. „Traum Alp“ ist ein schönes Buch, mit anschaulichen Reportagefotos und gut zu lesenden Texten. Aber es zeichnet ein ehrliches Bild vom bäuerlichen Leben unter den extremen Bedingungen der Hochalmen. Die Autorin Daniela Schwegler lässt 15 Frauen zwischen 20 und 75 Jahren erzählen, wie sie den Alpsommer mit ihren Tieren, mit Ziegen, Kühen, Rindern, Pferden, Schafen, Lamas und Landlust realistisch weiterlesen

Völlig erledigte Männer

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Wieder mal ein Kletterbuch. Es ist großformatig, und großartig. Aber was genau soll daran großartig sein? Wieder mal erzählt einer nur von seinen Expeditionen rund um den Globus. Aber Stefan Glowacz reist by fair
means, in Bergsteigerkreisen bedeutet das: ohne Träger, Fixseile, Seilbahnen. Für Glowacz bedeutet das, dass er sich für eine Erstbegehung nicht, was durchaus üblich ist, mit dem Helikopter zum Wandfuß in der abgelegenen Wildnis bringen lässt. Glowacz geht zu Fuß. Völlig erledigte Männer weiterlesen

Wer hat die meisten?

Bildschirmfoto 2013-12-29 um 16.15.52Jochen Hemmleb zitiert zum Einstieg in sein dickes Werk einen britischen Alpinisten mit dem Satz: „Climbing is just a canvas“. Wenn also Bergsteigen nur eine Leinwand ist, dann kann sich jeder Alpinist sein eigenes Gemälde malen, und jeder Betrachter wiederum das darin sehen, was er gerne möchte. Was für den einen eine Heldentat, sieht der andere als den schieren Irrsinn, und was für den einen nur eine lange Tour ist, bleibt für andere unerreichbar. Wider die Beliebigkeit sprechen Fakten, davon hat Hemmleb endlos viele recherchiert. Sein frisch erschienenes Buch, jetzt schon ein Standardwerk für alle am Höhenbergsteigen Interessierte, Wer hat die meisten? weiterlesen

Alpiner Hochseilartist

Bildschirmfoto 2013-12-29 um 13.39.18Was um Himmels Willen macht der Kerl da? Auf dem Titelfoto dieses Buches ist zu sehen: Berglandschaft, Seilbahn – und ein Mensch, der sich mit Eisgeräten am Stahlseil nach oben hangelt. Der Mann heißt Stephan Siegrist, ist Schweizer, Bergsteiger, Abenteurer. „Unterwegs zwischen Himmel und Erde“ hat er sein Buch genannt, besser hätte man es wohl nicht illustrieren können als mit dieser spektakulären, wenn auch nicht sonderlich waghalsigen Aktion. Da hat Siegrist weit Wilderes im Programm, wie der Bildband zeigt. Alpiner Hochseilartist weiterlesen

Das Ziel ist der Gipfel

Bildschirmfoto 2013-12-19 um 23.35.38Peter Habeler räumt mit einem Mythos auf. Wer selbst in den Bergen unterwegs ist weiß, dass das Motto „Der Weg ist das Ziel“ genauso „ein Schmarrn“ ist, wie der Tiroler Habeler sagen würde, wie die olympische Devise vom „Dabeisein ist alles“. Habelers Autobiografie heißt: „Das Ziel ist der Gipfel“. Wobei der Gipfel nicht die höchste geographische Erhebung sein muss, es kann auch das Bezwingen einer schwierigen Route sein. Habeler hat davon einiges aufzuweisen. So bestieg er gemeinsam mit Reinhold Messner ohne künstlichen Sauerstoff den Everest, und macht nebenbei Schluss mit dem beliebten Kollegen-Bashing: „Mit Messner war in der Tat alles möglich, seine Sicherheit und seine technischen Fähigkeiten im schwersten alpinen Gelände waren unerreicht.“ Solche Sätze nehmen den Leser ein für Habeler, denn im alpinistischen Schreiben sind Neid und Missgunst ein häufiger Seilpartner. Das Ziel ist der Gipfel weiterlesen

Ein Buch wie ein Tafelberg

Bildschirmfoto 2013-12-19 um 23.32.20Selten war die Bezeichnung Coffee Table Book treffender. Wuchtig wie ein Tafelberg fällt dieser Bildband ins Haus. Unter der Schirmherrschaft der UNESCO flog Matevz Lenarcic mit einem Motorsegler immer wieder fotografierend über die Alpen. Auf 200 Doppelseiten blättert sich so das Gebirge auf, wenn man den Couchtisch freigeräumt hat. Es scheint niemals zu regnen in den Alpen von Lenarcic. Dunstige Schleier am Horizont sind das einzige, was der Fotograf den Bergen als Wetter zugesteht. Es dürfte dem fragilen Ultraleichtflugzeug geschuldet sein. Gebirgsketten reihen sich aneinander, harte Schatten, mildes Morgenlicht. Erstaunlicherweise wird das ermüdend. Ein Buch wie ein Tafelberg weiterlesen

Frauen gehören nach oben

Bildschirmfoto 2013-12-19 um 23.26.27Sie könne ja im Basecamp kochen, wurde Arlene Blum gesagt, als sie in den 1960er-Jahren an einer Expedition zum Denali teilnehmen wollte. Aber Klettern käme nicht in Frage. Das sah Blum anders. Der Buchtitel „Frauen gehören nach oben“ ist so zweideutig gemeint, wie er klingt. Jahre später organisierte Arlene Blum eine reine Frauen-Expedition zur Annapurna, Gelder von Sponsoren zu bekommen, erwies sich aber als schwierig. Erst als die Frauen den zweideutigen Satz – a woman’s place is on top – auf T-Shirts drucken ließen, kam die Sache in Schwung. Frauen gehören nach oben weiterlesen